Mittwoch, 18. Januar 2012
Mundgeruch und scharfe Messer
Ein frohes neus Jahr!
Ich wollte nicht mehr schreiben. DIe S-Bahn fuhr, alle waren glücklich. Gut, dann kam etwas Winter... Aber keine Berlinerin wundert sich noch, dass bei Regen die S-Bahn eben nicht fährt und irgendwo einfach stehen bleibt.
Gestern früh gab es allerdings ein Erlebnis, dass ich nicht vorenthalten möchte.
Dier S-Bahn stank. Gut, jeder kennt das. Ein Wagon stinkt hinten nach Erbrochenem, einer nach Pipi im Vierer und in einem dritten rollt friedlich eine - mittlerweile halbvolle - bierflasche von einer Seite zur anderen, die alle zu ignorieren versuchen.
Dieser Wagon gestern stank nach Urin. Aber nicht lokalisierbar vorne, hinten oder mittig sondern durchgehend. Das schockiert erstmal ja nicht. Die penetrante Entrüstung der mitfahrenden Teenys war angemessen, und schnell ergibt sich ja jeder Mitfahrer, nach eingehender Sitzkontrolle, seinem Schicksal. Tatsäcjlich gewöhnt man sich auch daran. Dummerweise setzte sich neben mich ein Mann, grau meliert und äußerlich gepflegt. Und dieser Mann stank aus dem Mund. Die umgehende Erkältung zwang ihn durch den Mund zu atmen. Ich quetsche mich erst an mein Fenster und konzentrierte mich auf die vorbei ziehenden Häuser, dabei bemühte ich mich, den - mittlerweile vetrauten - Pipigeruch wieder ins Gedächtnis zu rufen. Aber auch mein Schal vor dem Gesicht brachte keine Erleichterung, so dass ich aussteigen und auf die nächste S-Bahn warten musste. Danke an dieser Stellen, dass trotz Regen und Kälte auch gleich eine kam.
Im nächsten Zug erwartete mich eine Gruppe junger erwachsener Männer, die sich über ihre Weihnachtsgeschenke unterhielten. Alle hatten - Freude, Freude - eine Butterfly geschenkt bekommen. Und jetzt fachsimpelten sie, welche Ticks denn wie einfach oder wie schwer zu lernen sind. Ein Normales Halbstarken-Gespräche eben, das fast als Smalltalk durchgeht. Unangenehm wurde es, erst als sie begannen, Erfahrungen über Stichverletzungen an anderen auszutauschen. Dabei bewiesen sie ein erstaunliches Wissen über die menschliche Anatomie, die ich ihnen bisher nicht zugetraut hatte. Aber es ist gut zu wissen, dass der bewaffnete Halbstarke weiß, ob er die Leber oder die Milz trifft und sich so - natürlich nur in einer Gefahrensituation - verteidigen kann. Die Erfahrungen, wie lange das Opfer jammert und wo es besonders weh tut, kann nur nützlich sein.
Zumindest stanken sie nicht.

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Freitag, 10. Juni 2011
Und Papa wird mich rächen
Auf einem S-Bahnhof in Marzahn standen drei junge Schülerinnen, vermutlich dritte oder vierte Klasse. Sie unterhielten sich über einen Mitschüler, der sie immer wieder grob behandelt und dabei oft weh tut. Die Mädchen diskutierten, welche Möglichkeiten sie haben, sich zu schützen. Die Vorschläge gingen von "Wir sollten es Frau X (wohl die Klassenlehrerin) sagen" bis zum Hilfesuchen bei den Eltern oder Verwandten. Ein Mädchen war so wütend, dass sie ausrief: "Ich sag es einfach meinem Papa. Und der schießt ihm dann in den Kopf!"

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Das Penis-Spiel
Heute mal aus der Straßenbahn:
Auf dem Weg durch den Osten Berlins bestiegen 4 Jugendliche, zwei Mädchen und zwei Jungen, die Bahn. Sie waren aufgedreht und fröhlich und ließen alle Fahrgäste an ihrer Laune teilhaben.
Nach einigen Stationen forderte ein Mädchen ihre Freunde auf, doch mit ihr das Penis-Spiel zu spielen. Obwohl alle zustimmten, erklärte sie laut und für alle verständlich die Regeln: alle TeilnehmerInnen müssen so lange "Penis" sagen, bis sie aus der Bahn geworfen werden. So erklärte sich auch, warum es wichtig ist, die Regeln laut zu verkünden. Die Jugendlichen begannen also abwechselnd und immer lauter werdend "Penis" zu sagen. Zu ihrem Bedauern rührte sich niemand. Im Gegenteil, die Gruppe wurde schlicht ignoriert - der Alptraum eines jeden pubertären Kindes.
Nach knapp 10 Minuten erbarmte sich der junge Mann mir gegenüber und rief "Nun haltet endlich mal die Klappe!". Erleichtert kicherten die Jugendlichen los, die Rollenerwartungen wurde erfüllt. Danke an den jungen Mann.

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Freitag, 20. Mai 2011
Wo ist denn nun der Hauptbahnhof?
Das heutige Erlebnis spielt in einer der alten - woher auch immer - reaktivierten Bahnen, die jetzt die S 75 bedienen.

Die Bahn ist um die Nachmittagszeit schon vor dem Bahnhof Zoo gut gefüllt. Und sie hinkt nicht nur mit ihrem Baujahr, sondern auch mit der Stationsansage hinterher - und zwar immer um genau eine Station.

Am Hauptbahnhof steigt eine laute Gruppe mittelalter Damen ein, die sich mit großen Koffern darum kümmert, dass die Älteste (dem Vernehmen nach das Oberhaupt eines Familienclans) einen Sitzplatz bekommt. Die anderen blockieren mit ihren Koffern und Körpern den nächstgelegenen Ausgang. Zitat: "Mer müsse doch nur eine Station - zum Alexanderplatz."...

Als dann der Lautsprecher die Friedrichstraße als "Hauptbahnhof" ankündigt, sind sie restlos verwirrt ("Isch des jetz der Hauptbahnhof?!? Fahre mer falsch?!?"). Mit einem minimalen bittersüßen Lächeln quetsche ich mich vorbei und steige erleichtert aus, während sich vier Damen panisch über einen Netzplan beugen.

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